"Ich höre, Vater," der Sohn rückte seinen Hut zurecht, der wie eine Glocke mit Quaste aussah, und stutzte weiter die Dochte der heruntergebrannten Talgkerzen.

"Wie sagt man so schön, Berl? Worte sind das eine, Taten das andere," der Schameß zog an seinen Kniehosen, die in langen Wollsocken steckten, "denn wissen sollst du, dass unsere Regensburger Gemeinde und die Gemeinde von Worms die führenden in deutschen Landen sind. Es sind angesehene Gemeinden mit Tradition, die in den letzten Jahren nicht gut aufeinander zu sprechen waren. Jetzt, Berl, muss Frieden her - Regensburg verschwägert sich mit Worms. Glaube mir, es wird ein Fest mit Pauken und Trompeten. Man erzählt, dass Prager Gaukler auf die Hochzeit kommen werden, und sich unser guter Lejb aus Regensburg schon seit dem Pessach-Fest auf die Hochzeit vorbereitet. Er bereitet "zu singen und zu erzählen" vor. Ein Wunder bloß, dass von den Bettlern derweil noch nichts zu sehen ist. Gerade diejenigen Menschen, die gottlos leben, machen sich als Erste auf den Weg, sind die Ersten auf dem Fest."

Berl, schmal und schmächtig, streckte sich, wurde heiter, und sein blonder, schütterer Bart strotzte vor Stolz wie die gestutzten Schwanzfedern eines Hahns, der zu krähen ansetzt.

"Ist es wahr, Vater, dass Schmuel Belasser schon vor der Hochzeit zehntausend Reichstaler gezahlt hat?"

"Er kann auch zwanzigtausend zahlen," um ein Haar hätten Vaters Finger, gebogen wie eine Beißzange, Berls spitzen Bart erwischt.

Vater und Sohn blieben, mit einem Funkeln in den Augen und einem Lächeln in den Bärten, eine Weile mit erhobenen Köpfen stehen.

Der alte Jekill blickte in die bunten Scheiben über dem Thoraschrein. Sonnenstrahlen flammten und brachen sich, wurden eins mit dem fröhlichen Gezwitscher der Spatzen, das bis in die leeren Winkel der Synagoge hallte. Als Junge hatte Jekill geglaubt, dass durch die geblümten Scheiben, die tief über dem Allerheiligsten saßen, die Gebete des Kantors sogleich in den Himmel emporstiegen. Und kann jemand leugnen, dass es nicht so ist?"



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