Projekt

Marc Chagall, Joseph Opatoshu und Regensburg. Ein Maler, ein Autor und eine Stadt. Regensburg ist eine mittelalterliche Stadt in Bayern. Chagalls farbenfroh schwebende Gestalten, die vielleicht fröhlichsten Seite der künstlerischen Moderne des 20. Jahrhunderts, hat man sofort vor Augen. Doch wer ist Joseph Opatoshu? Was hat er mit Chagall zu tun? Und was verbindet diese beiden Menschen mit Regensburg?

Joseph Opatoshu war ein enger Freund Marc Chagalls. Während Chagalls Exil in New York von 1941-1947 war der Kontakt besonders intensiv. Die langjährige Freundschaft zwischen den beiden trägt auch künstlerische Früchte: Denn das Frontispiz für die Erstausgabe von "A tog in Regensburg" stammt von keinem geringeren als Marc Chagall. Unter die Graphik schrieb Chagall die rührende Widmung: "Opatoshu freundschaftlich verbunden anlässlich seines Buches".


Eine fünfköpfige Übersetzergruppe, bestehend aus Philologinnen der Slavistik der Universität Regensburg und der Lektorin für Jiddisch Evita Wiecki, erstellte 2008 unter der Leitung von Evita Wiecki die Erstübersetzung von Opatoshus "A tog in Regensburg" ins Deutsche.

Zusätzlich zu der Erstübersetzung des Buches wird eine Ausstellung vorbereitet, in der die historischen, geistesgeschichtlichen und topographischen Bezüge zu Regensburg thematisiert und die langjährige Freundschaft zwischen Joseph Opatoshu und Marc Chagall dokumentiert werden.

Als Begleitveranstaltungen werden die Buchpräsentation und die Ausstellung durch öffentliche Vorträge zu den Themen über die jüdische Geschichte von Regensburg und über die jüdische Kunst sowie zweisprachige (deutsch-jiddische) Lesungen aus dem Buch ergänzt.


Wer ist dieser jiddische Autor, der die Stadt Regensburg zum Schauplatz seiner Novelle auserkoren hat?

Der 1886 in Polen geborene Joseph Opatoshu ist hierzulande fast ein Unbekannter: Vertrauter ist er aufgrund der besseren Übersetzungslage dem englischsprachigen Raum und besonders den USA. Dorthin emigrierte er 1907 und arbeitete von ihrer Gründung 1914 an für die in New York herausgegebene jiddische Tageszeitung "Der Tog" (Der Tag). Opatoshu gehörte zu der Anfang des 20. Jahrhunderts sich dort formierenden jiddischen Literatengruppe "Di Yunge" (Die Jungen) an. Sie verlieh der jiddisch-amerikanischen Literatur wichtige Impulse.
Opatoshu, talentiertester Prosaautor von "Di Yunge", verfasste Romane, Erzählungen und zahlreiche Kurzgeschichten. Gern wendet er sich der bislang tabuisierten jüdischen Unterwelt zu. In der Welt der Schurken, Verbrecher, Trunk- und Raufbolde, der Welt der Gaukler und Spielleute fühlt sich Opatoshus Erzähler am wohlsten. Diese Welt des jüdischen Submilieus verleiht auch seiner Erzählung "A Tog in Regensburg" einen herben Charme.